Magnus Carlsen ist in der Schachwelt die unangefochtene Nummer eins. Er ist der Micheal Jordan des Schachs, der Beste aller Zeiten. Bereits seit fast 15 Jahren steht das norwegische Schachtalent auf dem ersten Rang der FIDE-Weltrangliste, mit vier Schachweltmeistertiteln und weiteren Titeln im Blitz- und Schnellschach zweifelt niemand an seiner Vorherrschaft. Und das, obwohl er inzwischen nicht mehr der Schachweltmeister ist. Carlsen entschloss sich nach seinem vierten Titelsieg, diesen nicht zum fünften Mal zu verteidigen. Seit letztem Jahr ist Ding Liren aus China Schachweltmeister, doch er steht weiterhin im Schatten des Großmeisters aus Norwegen. Wie kam es zu dem Rücktritt und wie gestaltet sich das Leben von Carlsen nun nach seinem Weltmeisterdasein?
Der Champion tritt zurück
Carlsen ist schon jetzt eine wahrliche Legende der Schachwelt. Der norwegische Schachspieler stellt einen Rekord nach dem anderen auf, und scheint auch weiterhin unaufhaltsam zu sein. Der 33-Jährige knackte mit einer Elo-Zahl von 2882 Punkten einen Rekord gleich zweimal, der seit 1970 nicht geknackt werden konnte. Damit hat er die 2900 Punkte im Visier – eine Elo-Zahl, die noch nie erreicht wurde und bislang als unerreichbar galt. Er war nicht nur der jüngste Spieler, der es je auf den ersten Rang der Weltrangliste geschafft hat, inzwischen hat er auch fünf Schachweltmeistertitel sowie vier Weltmeistertitel im Schnellschach und sechs im Blitzschach in der Tasche.
Carlsen ist damit weit abgeschlagen die Nummer eins, ohne jegliche Rivalen.
Trotz seiner Dominanz entschloss sich der Norweger, seinen Schachweltmeistertitel nicht zu verteidigen. Doch warum tritt er von einem Titel zurück, für den er sein Leben lang hart trainiert und gearbeitet hat? Die Antwort gab das Ausnahmetalent im letzten Jahr in seinem persönlichen Podcast „The Magnus Effect.“ Er erklärte, dass er nicht mehr die Motivation hätte, ein weiteres Weltmeisterschafts-Match zu spielen. Er behauptete, es würde ihm keinen Gewinn oder Vorteil bringen. Sein Gegner wäre erneut Großmeister Ian Nepomniachtchi gewesen, gegen den Carlsen bereits 2021 seinen Weltmeistertitel verteidigte. Statt Carlsen bekam es Nepomniachtchi daher 2023 mit dem chinesischen Spieler Liren Ding im Kampf um den Weltmeistertitel zu tun.
Der erste Tag nach seinem Weltmeisterdasein: Ein anderes Spiel gewinnt seine Aufmerksamkeit
Das große Weltmeisterschafts-Match fand am 30. April 2023 statt und war der Moment, an dem Carlsen ohne seine Teilnahme von Liren Ding als neuer Schachweltmeister abgelöst wurde. Vor dem großen Event wurde der Norweger gefragt, wer seiner Einschätzung nach seine Ablöse werden würde. Seine Antwort war ganz klar: Es sei ihm egal. Er flog nicht einmal nach Kasachstan zum großen Match, um den Showdown selbst zu beobachten. Stattdessen stieg der Weltmeister in den Flieger nach Monte-Carlo.
An seinem ersten Tag seines Ex-Weltmeisterdaseins besuchte er das Casino und widmete sich einem anderen Spiel: Poker. Carlsen sprach in einem Interview mit PokerStars und erklärte, warum er sich dazu entschloss, den Rest seines Lebens am Pokertisch zu beginnen. 3.445 Tage der Regentschaft gingen zu Ende, das feierte der vierfache Weltmeister beim EPT Main Event Pokerturnier. Schach ist nicht das einzige Spiel, für das er sich begeistert. Er ist auch ein begabter Pokerspieler, der auch am grünen Filz gute Ergebnisse erzielt. Schon 2007 wurde er durch einen Schachspieler-Freund an das Kartenspiel herangeführt. Im Interview gab er an, dass er Poker zwar gern spielt, jedoch keine großen Ambitionen hat. Das Kartenspiel scheint daher eine willkommene Abwechslung vom Schachbrett zu sein, es scheint allerdings nicht so, dass Poker einen neuen Karriereweg für den Norweger darstellen wird.
Er bleibt der Schachwelt erhalten
Denn obwohl der Ex-Schachweltmeister seinen Titel nicht verteidigt, ist der Norweger längst nicht aus der Schachwelt verschwunden. Carlsen spielt weiterhin aktiv Schach und nimmt an diversen Schachturnieren teil. Nun, wo er sich nicht mehr ein ganzes Jahr lang auf das Match der Schachweltmeisterschaft vorbereiten muss, hat er die Luft und Zeit, an anderen Turnieren teilzunehmen und sich zudem noch anderen Hobbys – wie etwa dem Pokern – zu widmen.
Auch ohne Schachweltmeistertitel ist und bleibt Carlsen die Nummer eins des Schachs. Er hat weiterhin das Ziel, 2900 Elo-Punkte zu knacken. Ob er das jemals schaffen wird, bleibt abzuwarten, doch Schachfreunde können gewiss sein, dass Carlsen auch weiterhin sowohl am physischen als auch digitalen Schachbrett spielen wird. Seine mangelnde Begeisterung, erneut die Schachweltmeisterschaft zu bestreiten, kann ihm kaum jemand vorwerfen. Hat man schließlich einmal den absoluten Höhepunkt erreicht, führt der Weg nur noch nach unten, weiter hinauf kann er schließlich kaum klettern. Jetzt kann er sein Leben mit weiteren Aktivitäten füllen und dennoch seine Leidenschaft für Schach ausleben, während seine Fans weiterhin seine Skills am Spielbrett bewundern können.